DEPOT, Staatstheater Stuttgart

Die Zeit der Erinnerung ist immer die Zeit der Erinnernden. Erinnerung ermöglicht sowohl die Verortung des Individuums als auch der Gemeinschaft. Die zeitliche Aufspreizung der Erinnerung in die Formen des Vergangenen und des zukünftig Vergangenen sind identitäts-stiftend für Personen und Kulturen: Wir erinnern uns und wir lassen uns erinnern. Weder in der Vergangenheit noch in der zukünftigen Vergangenheit ist die Erinnerung jedoch gesichert. Der Ort von Personen und Kulturen in der Erinnerung ist prekär. Erinnerungen können verloren gehen. Habe ich keine Erinnerung, habe ich keine Identität. Hat eine Gesellschaft keine Geschichte, hat sie keine Zukunft. Erinnerung scheint also konstitutiv für die persönliche und gemeinschaftliche Gegenwart. Deswegen sind Erinnerungsfähigkeit und Erinnerungsmöglichkeit auch politische Begriffe. Um die Fragen „Was bleibt?” und „Was wird geblieben sein?” wird heute gestritten, denn Antworten auf diese Fragen ermöglichen erst Antworten auf die Fragen „Was bin ich?” oder „Was sind wir?” Folgt daraus, dass Erinnerungen zeigen, „wie es wirklich war”, oder gestalten wir unsere Erinnerungen kreativ? Werden wir stärker durch Erinnerungen oder liegt die Kraft vielleicht doch im Vergessen?

Das EXPERIMENT PHILOSOPHIE kramt Dinge hervor und vergräbt sie, für die Erinnerung von heute, morgen und vielleicht auch schon von gestern — in Erinnerung an Platon, Nietzsche und Rorty.